beyerdynamic DTX-50

(12.03.2009 00:00 CET)

Ich hasse Kopfhörer. Jedenfalls die, die man sich mit einem Bügel übers Ohr hängt. Und besonders die, die man sich in den Gehörgang steckt. Die einen baumeln bei jeder sich bietenden Gelegenheit frei herum, die anderen fallen einfach heraus. Dabei jogge ich gar nicht, sondern bewege mich eigentlich nur ganz normal.
Ok. Vielleicht habe ich einfach nur unmögliche Ohren. Genau wie die tausend anderen, denen es genau so geht wie mir. (Nur mal so nebenbei: ich habe für meine vor 2 Jahren gekauften In-Ear-Hörer von Ultimate Ears gefühlte 20 verschiedene "Aufsätze" auspobiert. KEINER passte. Entweder verursachten sie Schmerzen oder die Hörer fielen einfach aus dem Ohr raus. [Ich habe mir sogar eigene Pass-Stücke aus diesen gelben Schaumstoff-Lärmschutz-Dingern gebastelt: es war ne Katastrophe.] Was hilft ein guter Klang, wenn man ihn nicht hören kann?)

Und dann las ich einen interessanten Artikel in der Online-Ausgabe der FAZ. Dort wurden die "DTX 50 individual" des Heilbronner Audiospezialisten beyerdynamic besprochen. Der absolut geniale Clou dieser Firma: sie arbeiten mit der Firma KIND zusammen, dem größten Filialunternehmen für Hörgeräte-Akustik in Europa. Diese erstellen so genannte Otoplastiken, die dem eigenen Ohr exakt angepasst werden.
Aber ich bin viel zu schnell. Also noch mal von vorne: Nach dem Lesen des FAZ-Artikels wusste ich: diese Hörer musste ich haben. Da mein Urlaub nach Fuerteventura kurz bevorstand, blieb nicht viel Zeit für den Erwerb. Ein kurzer Anruf bei beyerdynamic genügte: ich solle mich kurzfristig bei der mir am nächsten gelegenen Filiale der Firma Kind melden. Dort würden die Hörer für mich bereit liegen. Ich entschied mich für die Kölner Filiale in der Merowinger Straße in der Nähe des Chlodwig-Platzes. Das war ein guter Griff, denn auch Herr Haubold - selbst intensiver Nutzer der "DTX 50 individual" - erwies sich als äußerst hilfreich bei der engen Zeitvorgabe. Und zudem sympathisch und sachkundig. Was will man mehr.
Er hatte die wichtige Aufgabe, die so genannte Otoplastik zu erstellen: Dabei wird eine weiche Plastikmasse sehr vorsichtig in den Gehörgang eingeführt; gewartet, bis sie fest geworden ist und dann mittels eines vorher eingeführten Fadens herausgezogen. Bei beiden Ohren dauert das ganze ca. 20-30 Minuten. (Achtung: Falls jemand zu Ohrenschmalz neigt: Vorher beim Haus- oder Ohrenarzt entfernen lassen.) Dieser Abdruck wird dann nach Hannover geschickt, wo man die eigentlichen Otoplastiken herstellt: anschmiegsame Pass-Stücke aus biokompatiblem Siliconharz, in die die In-Ear-Hörer einfach eingesteckt werden. (Otoplastiken und Hörer gibt es sowohl in Weiß als auch in Schwarz.)
Als die Pass-Stücke fertig waren, fuhr ich wieder nach Köln. Und dann kam der große Augenblick: die Hörer wurden eingesteckt und die Otoplastiken das erste Mal ins Ohr eingeführt. Der erste Trageeindruck war: da ist kein Fremdkörper im Ohr. Alles fühlte sich "normal" an; nur eine gehörige Dämpfung wurde schon ohne laufende Musik deutlich. Da die Plastik dem Gehörgang exakt angepasst worden war, gab es keine störenden Fremdgeräusche mehr. Und das Wichtigste: egal wie ich den Kopf bewegte: die Hörer saßen wie festgeklebt im Ohr. Herr Haubold versicherte: auch beim Joggen und anderen heftigen Bewegungen würden sie fest im Ohr bleiben. Ich glaubte es gerne. Herr Haubold versicherte mir auch, dass keinerlei (Druck-) Schmerzen auftreten würden. Nicht einmal wenn man sie den ganzen Tag im Ohr behalten würde.
Als er dann das erste Mal Musik einspielte: WOW. Der passgenaue Sitz hält Umweltgeräusche draußen und sorgt damit für (hörbar) ideale akustische Bedingungen im Innern. Zu leiser, unpräziser Bass, wie er durch lockere Ohrstöpsel entstehen kann, gehört endlich der Vergangenheit an. Der "DTX 50 individual" klingt damit besser als alle anderen je von mir ausprobierten Hörern. Als ich dann im Flieger saß und meine Lieblingsmusik hörte, wusste ich: so müssen Kopfhörer sein.
Sagte ich es schon? Ich liebe Kopfhörer.

P.S.I.: Der "DTX 50 individual" kostet inklusive der Otoplastiken 180 Euro. Das ist viel Geld, aber dafür erhält man manuelle Maßarbeit.
P.S.II.: Wer mal keine Musik hören, aber dennoch seine Ruhe haben möchte, kann zur Geräuschdämpfung für die nicht unbedeutende Summe von 80,- € so genannte Elacin-Filter anstelle der Hörer einstöpseln. Damit erreicht man je nach Ausführung eine Dämpfung von -9, -15 oder -25 dB, die im Gegensatz zu normalen Filtern breitbandig erfolgt, d.h. es werden nicht einfach nur die Höhen abgeschnitten. In der Praxis bedeutet das, dass im Flugzeug das nervtötende Dröhnen der Turbinen verschwindet, die freundliche Stimme der Stewardess, die einen Drink anbietet, leiser, aber deutlich durchdringt. Der hohe Preis kann vielleicht abschrecken. Ich kann allerdings versichern: die Ausgabe lohnt sich, wenn man leicht unter Lärm leidet.
Warnung: Benutzen Sie die Hörer nicht im Straßenverkehr, wenn Sie der Fahrer sind. Abgesehen davon, dass das sowieso verboten ist: die akustische Dämpfung ist einfach zu stark.

Preis:

Zu beziehen nur über den beyerdynamic-Shop:
in Schwarz hier und in Weiß hier:

Die passenden Elacin-Filter gibt es bei der Firma Kind. Dort bitte die Dämpfung angeben.
(-9, -15 oder -25 dB)

Fazit:

Wer einmal in Maßanzügen unterwegs war, will keine anderen mehr tragen. Die Firma beyerdynamic hat hier zusammen mit der Firma Kind ein Konzept entwickelt, das einfach nur genial zu nennen ist: die erste (und meines Wissens nach) einzige wirklich (im wahrsten Sinne des Wortes) passende Lösung für alle, die gerne unter allen Bedingungen ungestört Musik hören wollen. Eine wahrlich preis-werte Lösung.

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